Die langfristigen Treiber für Digitalisierung in der Lohn- und Auftragsfertigung (1/2)

Nach meinem letzten Beitrag stellte ich mir die Frage, welche zukünftigen Treiber es für eine erfolgreiche Digitalisierung im Bereich der Lohn- und Auftragsfertigung (Make to order), unabhängig vom allgemeinen Industrie 4.0 Zeitalter, gibt.
Nach einigen Recherchen und Gesprächen mit Brancheninsidern, findet ihr in diesem zweiteiligen Blogbeitrag die wichtigsten Erkenntnisse. Viel Spaß mit dem ersten Teil!

Designed by Freepik

Einfluss des B2C Kundenerlebnis auf den B2B Bereich

Unsere digitalen Erfahrungen im privaten Umfeld prägen zunehmend auch den Geschäftsalltag im B2B-Geschäft.
Onlinebanking, digitale Rechnungsstellung, Bestellportale, Echtzeit-Angebotskonfiguratoren oder Online-Marktplätze für Fräsbauteile sind nur einige Beispiele, die verdeutlichen, wie das B2B Geschäft digitalisiert und vereinfacht wird.
Die Grundidee bleibt dabei stets gleich: Bedienerfreundliche, digitale Lösungen lagern Teile des Prozesses an den Kunden aus, der dadurch von kürzeren Bearbeitungszeiten und günstigeren Preisen profitiert

Je weniger direkte Personaleinbindung, desto besser die Preis-Leistung – wie etwa im Onlinebanking, wo analoge Services für den Kunden zunehmend unattraktiver werden. Wer sich heute noch für den analogen, persönlichen Weg bei Banken entscheidet, dem wird das Leben kontinuierlich erschwert. Das reicht von zusätzlichen Gebühren für Überweisungsträger oder Kontoauszüge über lange Wartezeiten am Schalter, eingeschränkte Öffnungszeiten bis hin zu immer weniger Filialen.

Schauen wir auf das B2B-Kundenerlebnis, zeichnen sich auch hier erste Veränderungen im Umfeld der Lohn- und Auftragsfertiger ab. Fast jährlich entstehen neue Online-Marktplätze, die Zugang zu einem internationalen Netzwerk an Fertiger bieten, Echtzeit-Transparenz bei Preisen und Lieferzeiten gewährleisten und teilweise sogar die Qualitätssicherung durch eigene Messlabore übernehmen.

Einige Beispiele solcher Marktplätze sind:

In vielen Unternehmen ist der Arbeitsalltag eines Einkäufers noch sehr stark von Telefon und E-Mail geprägt. Ein starkes Fertigungsnetzwerk, oft über Jahrzehnte aufgebaut und gepflegt, ist hier entscheidend. Doch in Zeiten von Fachkräftemangel und der bevorstehende Rentenwelle der Babyboomer-Generation wird es schwierig diesen Arbeitsstil aufrecht zu erhalten.

Online-Marktplätze und Plattformen könnten das neue Netzwerk für die nächste Generation von Einkäufern werden.

Designed by Freepik

Durch Digitalisierung Attraktivität steigern

Die Digitalisierung, künstliche Intelligenz und andere technologische Entwicklungen im Fertigungsumfeld schreiten rasant voran. Lohn- und Auftragsfertiger stehen daher vor der Herausforderung, ihre Fertigungsprozesse digital anzupassen und eine qualifizierte Belegschaft aufzubauen. Moderne Technologien wie spezialisierte Software, digitale Checklisten auf Tablets sowie Scanner und Smartphones werden zunehmend Teil des Arbeitsalltags.

Kontinuierliche Weiterentwicklung digitaler Prozesse und regelmäßige Weiterbildung zu Technologietrends, sehe ich als entscheidende Faktoren, um zukünftige Talente zu gewinnen.
Arbeitgeber müssen mit der Zeit gehen, wo es sinnvoll ist moderne Systeme einsetzen und ihre Mitarbeiter bei der Nutzung stärken. Nur so bleibt man attraktiv bei der neuen Generation von Bewerbern.

Ein weiterer Grund, wieso man sich als Geschäftsführer mit der Digitalisierung von Prozessen im eigenen Unternehmen beschäftigen sollte, ist die erhöhte Transparenz. Mit der richtigen ERP-Software, einer zentralen Datenverwaltung und schlanken, digitalen Workflows bekommt man die wichtigsten Erkenntnisse über das Unternehmen in Echtzeit. Wer auf Knopfdruck Grafiken zu Umsatz-, Kunden- oder Kostenentwicklung aus vergangenen Geschäftsjahren hat, wird bei den nächsten Bankgesprächen, Finanzierungs- oder Investorenrunden sowie bei Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern sehr willkommen sein.

Neue gesetzliche Vorschriften

Ab dem 01.01.2025 wird die E-Rechnung zur Pflicht im B2B-Bereich und soll die Digitalisierung weiter vorantreiben. Unternehmen sind dann verpflichtet, strukturierte, elektronische Rechnungen zu versenden und zu empfangen.
Die vorgegebene Struktur hilft, dass Maschinen die Dokumente automatisiert lesen können, was die Geschäftsprozesse erheblich vereinfachen soll.

Diese Umstellung bietet eine gute Gelegenheit, die eigenen Buchhaltungsprozesse zu überprüfen und zu bewerten, ob die bestehende ERP- oder Buchhaltungssoftware noch zeitgemäß ist. Möglicherweise ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um auf eine modernere Lösung umzusteigen und das Unternehmen in Sachen Digitalisierung zukunftssicher aufzustellen.

Ich bin gespannt, wie die Einführung der E-Rechnung verlaufen wird und welche weiteren Vorschriften die Gesetzgebung in den nächsten Jahren für das B2B-Umfeld bereithält.

Hat Dir der Artikel gefallen?

Hier bewerten

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Stimmen: 6

Bisher noch nicht bewertet. Sei der erste der eine Bewerung abgibt.

Leave a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Scroll to Top